Kinetic Fart (Bewegungspfad Ungestüm) ist eine Performance von nicht-menschlichen Akteuren, inspiriert von der Ideenwelt des technologischen Posthumanismus, in der die Menschheit obsolet geworden ist und von einer artifiziellen Alterität abgelöst wurde [1]. Als Hauptakteure kommen ausrangierte Raumerfrischer zum Einsatz wie man sie mitunter von Toilettenbesuchen kennt. Hier können sie unter anderem anhand ihrer nicht-menschlichen Flatulenzgeräusche in regelmäßigen Intervallen und ihren artifiziellen Geruchsnoten identifiziert werden.
In der Arbeit schweben Raumerfrischer verschiedenster couleur in einem Mobile. Sie lenken als kinetische Skulptur die Aufmerksamkeit auf die Funktionsweise der Schwerkraft und die Unsicherheit der Gleichgewichtszustände. Gleichzeitig fungiert das Mobile auch „als symbolische Darstellung von Planeten, die um die Erde kreisen, oder von Partikeln, die von unsichtbaren Kräften an ihrem Platz gehalten werden und sichtbar gemacht werden“ [2]. Unmittelbar präsent im Mobile ist das Erreichen dieses Gleichgewichtszustandes, bei dem schon die geringste Veränderung eines der Elemente zu einer Veränderung des gesamten Systems führt.
An dieser Stelle greift nun die programmierte Maschine ein und bricht durch einen Sprühstoß aus dem ehernen Gehäuse der Hörigkeit aus: die vorprogrammierten Sprühintervalle der einzelnen Raumerfrischer verändern unvorhersehbar die Komposition im Raum. Die daraus entstehende Performance setzt sich einerseits aus der kinetischen Energie, andererseits aus künstlichen Gerüchen zusammen, die als Duftnoten wie „Kirschblütenzauber“, „Sommervergnügen“ oder „Seide & Lilienfrische“ ausgestoßen werden.
In Analogie zu Jackson Pollocks action paintings, bei denen anstelle des abgezirkelten Kunstwerks das Kunstereignis in den Vordergrund gerückt bzw. als Beginn der Performance Kunst betrachtet wird [3], drehen sich hier programmierte Maschinen im Kreis, die auch als Fossilien der Zukunft verstanden werden können, indem sich durch sie eine menschliche und ebenso eine nichtmenschliche Gestaltungskraft zu erkennen gibt.
[1] Loh, Janina (2018), S.12. Trans-und Posthumanismus. Junius Verlag, Hamburg.
[2] Königgalerie, Wien (2022). Alicja Kwade – MEDIUM.
[3] Reckwitz, Andreas (2012), S.94. Die Erfindung der Kreativität: Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung. Suhrkamp Verlag.
Installation im ‚Alten Spital‘ in Viechtach im Rahmen der Ausstellung COMMON SPACE: LAND – STADT.
Ausstellungen
◦ COMMON SPACE: LAND – STADT, Altes Spital, Viechtach, DE, 2023